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ER. Und was hast du für ihn zubereitet?

SIE. Für ihn koche ich ab übermorgen.

ER. Und was macht ihr morgen?

SIE. Iss.

ER. Ich esse.

SIE. Die Beine der Liege wackeln. Kannst du sie nicht irgendwie festmachen?

ER. Ich versuch es. Gib mir einen Schraubenzieher.

SIE. Iss erst einmal auf.

ER. Ich bin schon fertig. Unglaublich lecker.

SIE. Tee?

ER. Erst mache ich die Liege fertig.

SIE. Dann brühe ich den Tee. (Gibt ihm das Werkzeug, setzt den Teekessel auf und geht zurück an ihre Näharbeit.) Na, wie ist es?

ER. Bin gleich fertig

SIE. So schnell?

ER. Ein paar Schrauben anziehen – die ganze Arbeit. Fertig.

SIE geht zur Liege und testet ihre Standfestigkeit.

SIE. Fest. Prachtkerl.

ER. Wollen wir sie ausprobieren?

SIE. Keine Zeit. Die Vorhänge müssen aufgehängt werden.

ER. Erst mal Tee.

SIE. Na klar. (Gießt Tee ein und zieht den Teller mit Kuchen heran.) Trink.

ER. Und was ist das?

SIE. Apfelkuchen.

ER. Selbst gebacken?

SIE. Für dich.

Er kostet den Kuchen.

Schmeckt er?

ER. Sehr gut.

SIE. Wirklich?

ER. Wirklich. Du hast goldene Hände. Ich liebe sie sehr.

SIE. Nur sie?

ER. Und alles andere auch.

SIE. Nimm den Kuchen mit. Ich wickle ihn ein.

ER. Brauchst du nicht. Ich kann ihn sowieso nicht nach Hause bringen.

SIE. Wenn du willst, gebe ich dir das Rezept.

ER. Wozu?

SIE. Du bringst es deiner Frau bei.

ER. Sie bäckt nicht gern.

SIE. Schade.

ER. Mir tut es auch leid.

SIE. (Hält ihm einen Vorhang hin.) Halt an diesem Rand fest.

ER. Wozu?

SIE. Wir hängen sie auf. (Beide klettern auf Stühle und hängen den Vorhang auf.)

ER. Kaufen wir die Wäsche für ihn zusammen oder soll ich das allein machen?

SIE. Besser zusammen.

ER. Dann kannst du mir gleich helfen, für meine Frau eine Tasche zu kaufen.

SIE. Braucht sie eine Tasche?

ER. Ich brauche ein Geschenk für sie.

SIE. Gibt es einen Anlass?

ER. Geburtstag.

SIE. Will sie eine für jeden Tag oder eine zum Ausgehen?

ER. Weiß ich nicht.

SIE. Was ist ihre Lieblingsfarbe?

ER. Weiß ich nicht.

SIE. Dann wähle ich nach meinem Geschmack.

ER. Danke.

SIE. Du kannst wieder heruntersteigen. Ich mache das selbst zu Ende. Ist sie schön?

ER. Ja.

SIE. Und klug?

ER. Ja.

SIE. Und du liebst sie.

ER. Nein.

SIE. Warum?

ER. Das ist eine lange Geschichte.

SIE. Und mich?

ER. Liebe ich.

SIE. Ganz sehr?

ER. Ganz sehr.

SIE. Warum?

ER. Weiß ich nicht.

SIE. Nicht sehr tröstlich.

ER. Dafür ehrlich.

SIE. (Vom Stuhl steigend.) Das war´s. (Zieht die Vorhänge zurecht.).Gefallen sie dir?

ER. Ausgezeichnete Vorhänge.

SIE. Und das Muster?

ER. Einfach bemerkenswert.

SIE. Das Zimmer sieht gleich ganz anders aus, stimmt´s?

ER. Stimmt.

SIE. (Küsst ihn.) Danke, Liebster.

ER. Schnickschnack. Geht ihr schon lange miteinander?

SIE. Zwei Jahre. Du hast mir sehr geholfen.

ER. Schnickschnack. Ich begreife nicht, wie er so lange von dir getrennt leben konnte.

SIE. Ist das etwa sehr schwer?

ER. Ich zum Beispiel kann es auch nur eine Stunde ohne dich nicht aushalten.

SIE. Weil du mich gerade mal eine Woche kennst. In zwei Jahren wirst du ausgezeichnet lernen, ohne mich zurecht zukommen.

ER. Ach Quatsch.

SIE. Ehrlich gesagt, ich hatte es nicht sehr eilig.

ER. Vielleicht solltest du es auch jetzt nicht sehr eilig haben?

SIE. Ich weiß nicht.

ER. Wunderbare Vorhänge.

SIE. Das sagtest du schon.

ER. Und überhaupt, ein sehr gemütliches Zimmer. Nur der Kühlschrank passt nicht her.

SIE. Ein Hochzeitsgeschenk

ER. Warum ist er nicht in der Küche?

SIE. Kein Platz. Dort steht Mutters Kühlschrank.

ER. Und was ist in den Schachteln? Auch Geschenke?

SIE. Ja. Was ist mit dir?

ER. Nichts.

SIE. Du hast irgendwie einen anderen Blick.

ER. Ganz normaler Blick.

SIE. Möchtest du die Geschenke sehen?

ER. Na klar.

SIE. Hier das scheint ein Service zu sein (wickelt das Paket aus.) Ja. Ein Service. (Holt einen Teller heraus.) Na was meinst du?

ER. Ausgezeichnetes Geschirr. Übrigens, was ich dich schon immer fragen wollte: wozu heiratest du?

SIE. Guck mal, was für ein Teller.

ER. Herrliches Porzellan.

SIE. Dänisches. Weißt du etwa nicht weshalb man heiratet?

ER. Ich dachte, weil man sich liebt.

SIE. Hast du aus Liebe geheiratet?

ER. Natürlich.

SIE. Und was ist das Ergebnis?

ER. Ein bemerkenswerter Teller. Und was ist in dieser Schachtel?

SIE. Eine Puppe.

ER. Ich hasse es, wenn zur Hochzeit Puppen geschenkt werden.

SIE. Ich auch. Aber diese Puppe ist einfach ein Märchen. (Sie nimmt sie aus der Schachtel.)

ER. Ja, aber warum heiraten Frauen denn nun?

SIE. Um einen Mann und Kinder zu haben. Guck mal, wie schön.

ER. Eine ausgezeichnete Puppe. Möchtest du Kinder haben?

SIE. Ja, natürlich

ER. Von ihm oder überhaupt?

SIE. Sie schließt die Augen und sagt „Mama“.

ER. Eine herrliche Puppe. Ich habe dich gefragt – von ihm oder überhaupt?

SIE. Weder noch.

ER. Wie denn dann?

SIE. Denk mal nach.

ER. (Hat begriffen, umarmt sie.) Du bist verrückt.

SIE. Natürlich bin ich verrückt.

ER. Und deshalb liebe ich dich wie verrückt.

SIE. Und ich dich. Das ist ein Küchenset: Gabeln, Löffel, Kellen…

ER. Sehr praktisch. Ich sage dir jetzt eine altmodische Wahrheit…

SIE. Und eine Schürze noch dazu.

ER. Eine ausgezeichnete Schürze. Man darf nicht ohne Liebe heiraten.

SIE. Wieso ohne Liebe? Er liebt mich.

ER. Das ist nicht wichtig.

SIE. Gerade das ist die Hauptsache.

ER. Binde dich nicht an einen Fremden.

SIE. Was heißt Fremder? Er ist mir wie ein naher Verwandter.

ER. Wie dein Bruder.

SIE. Wie mein Mann. Ich gehe schon zwei Jahre mit ihm.

ER. Du wirst mit ihm nicht glücklich

SIE. Wenn ich dich nicht kennengelernt hätte, vielleicht.

ER. Liebst du ihn?

SIE. Er passt zu mir.

ER. Liebst du ihn?

SIE. Ich liebe dich.

Pause. Sie tut so, als ob sie die Schachteln ordnet.

ER. Vielleicht hörst du mal auf, dich mit den Schachteln abzugeben.?

SIE. Entschuldige, ich mache das ohne zu denken. (Gibt ihm ein gerahmtes Bild.)

ER. Das nächste Geschenk?

SIE. Ja. Hänge es an die Wand, wenn es nicht zu schwierig ist.

ER. Also morgen Nacht bist du mit ihm zusammen?

SIE. Ja.

ER. Und alle Nächte danach auch?

SIE. Ja.

ER. Das ist widerlich und gemein.

SIE. Und was schlägst du vor?

ER. Nichts. (Hängt das Bild auf.) Guck mal. Ist es gerade?

SIE. Hebe es an der linken Seite etwas an. Ja, so. Gut. Nehmen wir an, ich heirate nicht. Was dann?

ER. Ich weiß nicht.

SIE. Wie du es sagst, so mache ich es. Punkt.

ER. Du musst selbst entscheiden.

SIE. (Traurig.) In diesem Fall habe ich schon entschieden.

ER. Na das ist wunderbar.

SIE. Kein schlechtes Bild, stimmt´s?

ER. Einfach super.

SIE. Nimm es bitte ab.

ER. Wieso?

SIE. Ich bitte dich.

Er nimmt das Bild ab.

SIE. Und jetzt nehmen wir die Vorhänge ab.

ER. Wieso?

SIE. Es muss sein. Ich habe einfach vergessen, dass wir in diesem Zimmer nicht wohnen können.

ER. Wer ist „Wir“?

SIE. Du kannst nicht und ich auch nicht.

ER. Und warum du nicht?

SIE. Mutter möchte nicht, dass wir hier wohnen.

ER. Er mag deine Mutter nicht oder deine Mutter mag ihn nicht?

SIE. Verstehst du, Mutter ist ein sehr guter Mensch…

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